Rekordexporte aus Übersee treffen auf Ausbau der deutschen Infrastruktur

Die Dynamik auf dem globalen Energiemarkt bleibt ungebrochen hoch. Während die Vereinigten Staaten ihre Position als weltweit führender Exporteur von Flüssigerdgas (LNG) mit neuen Rekordwerten untermauern, treibt Deutschland den Umbau seiner Importinfrastruktur voran, um die Versorgungssicherheit nach dem Wegfall russischer Pipeline-Lieferungen dauerhaft zu gewährleisten. Die Entwicklungen auf beiden Seiten des Atlantiks greifen dabei eng ineinander, da der gestiegene Bedarf in Europa auf ein wachsendes Angebot aus Nordamerika trifft.

US-Exporte erreichen historischen Höchststand

Jenseits des Atlantiks verzeichneten die LNG-Ausfuhren im vergangenen Monat zum zweiten Mal in Folge einen historischen Höchstwert. Daten des Finanzdienstleisters LSEG belegen, dass die USA im November 10,9 Millionen Tonnen verschifften, was eine spürbare Steigerung gegenüber den 10,1 Millionen Tonnen im Oktober darstellt – und das trotz eines kürzeren Kalendermonats. Dieser Anstieg wurde maßgeblich durch die kühlere Witterung begünstigt, da Verflüssigungsanlagen bei niedrigeren Temperaturen effizienter arbeiten. Zudem trug eine robuste Produktion der beiden größten US-Hersteller zu diesem Ergebnis bei. Cheniere Energy, der Branchenprimus, steigerte die Lieferungen aus seinen zwei texanischen Werken auf 4,6 Millionen Tonnen, während Venture Global seine Exporte stabil bei 3 Millionen Tonnen hielt. Der enorme Exportboom trieb die US-Erdgasnachfrage für die Verflüssigung auf einen Rekordwert von rund 18 Milliarden Kubikfuß pro Tag.

Status quo der deutschen Terminals

In Deutschland liegt der Fokus derweil auf der Stabilisierung und dem Ausbau der Aufnahmekapazitäten. Die bundeseigene Deutsche Energy Terminal (DET), die für mehrere Standorte verantwortlich zeichnet, hat im bisherigen Jahresverlauf bereits 59 Terawattstunden Gas in das deutsche Netz eingespeist. Dennoch läuft die Vermarktung nicht völlig reibungsfrei: Bei Auktionen Ende November konnten diverse Regasifizierungs-Slots für die Jahre 2025 bis 2027 an den Standorten Wilhelmshaven 1 und 2 nicht platziert werden. Die DET kündigte daher an, diese Kapazitäten am 9. und 10. Dezember erneut zur Versteigerung anzubieten.

Wiederaufnahme des Betriebs in der Nordsee

Positive Signale kommen aus Brunsbüttel. Das dortige Terminal konnte am 24. November sein spezialisiertes Regasifizierungsschiff (FSRU), die „Höegh Gannet“, wieder empfangen. Das Schiff war im September für notwendige Umrüstungsarbeiten vorübergehend abgezogen worden. Der Standort Brunsbüttel, der 2023 den Betrieb aufnahm und ursprünglich vom Handelsarm des Versorgers RWE gechartert wurde, gilt als Vorläufer für ein festes Landterminal. Für diese landgestützte Anlage, die Ende 2026 operativ gehen könnte, wurde bereits eine staatliche Unterstützung in Höhe von 40 Millionen Euro genehmigt.

Auch in Wilhelmshaven tut sich einiges. Uniper, Betreiber des ersten deutschen FSRU-Terminals „Wilhelmshaven 1“, plant langfristig die Errichtung eines landbasierten Terminals für den Import von Ammoniak sowie einen Cracker zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Ein 200-MW-Elektrolyseur, gespeist durch lokalen Windstrom, soll das Projekt ergänzen. Am zweiten Terminal des Standorts, Wilhelmshaven 2, nahm die DET am 29. August über die FSRU „Excelsior“ den kommerziellen Betrieb auf und meldete das Schiff nun bereit für die kommenden Wintermonate.

Starke Leistung und Expansion an der Ostsee

Besonders leistungsfähig zeigte sich zuletzt das Terminal Mukran auf der Insel Rügen. Betrieben von der privaten Deutsche ReGas in Kooperation mit dem norwegischen Partner Höegh Evi, speiste die Anlage im Oktober und November 8,35 Terawattstunden LNG ein und setzte sich damit an die Spitze aller aktiven deutschen Terminals. Die Pläne für den Standort sind ambitioniert: Bis 2027 soll durch ein zweites FSRU die volle Kapazität von 13,5 Milliarden Kubikmetern wiederhergestellt werden. Bereits im September wurden langfristige Verträge mit dem Chemiekonzern BASF und dem norwegischen Energieunternehmen Equinor unterzeichnet. Zudem läuft eine Ausschreibungsrunde, um die Kapazitäten zwischen 2027 und 2043 um weitere 5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu erweitern. Im benachbarten Lubmin verfolgen ReGas und Höegh parallel Pläne für ein Importterminal für grünes Ammoniak und Wasserstoff.

Verzögerungen am Standort Stade

Weniger glatt laufen die Prozesse in Stade. Hier haben sich die DET und der Hanseatic Energy Hub (HEH) zwar darauf verständigt, dass die DET die Errichtung des FSRU-Überbaus am Elbe-Terminal übernimmt, doch der Zeitplan musste korrigiert werden. Nach vorübergehenden Vertragsauflösungen aufgrund von Streitigkeiten über Bauabläufe und Zahlungen teilte die DET mit, dass mit einer Inbetriebnahme nun nicht vor dem zweiten Quartal 2026 zu rechnen sei. Das FSRU „Energos Force“ soll an den Standort zurückkehren, wo Uniper und EnBW als Hauptabnehmer fungieren werden. Perspektivisch plant der HEH in Stade ab 2027 den Betrieb eines landgestützten Terminals, das neben LNG auch Bio-LNG und synthetisches Erdgas verarbeiten kann.