Projekt Green8 – vertikale Gartenstadt am Alexanderplatz

Seit Jahrzehnten schon wird über die städtebauliche Entwicklung des Alexanderplatzes debattiert – mal mehr, mal weniger ambitioniert. Nun präsentieren die beiden Berliner Architekten Agnieszka Preibisz und Peter Sandhaus einen Projektentwurf, der selbst Stadtentwicklungs-Nörgler umstimmt.

© apcon-berlin.de

© apcon-berlin.de

Verändert hat sich am Alexanderplatz seit 2009 eigentlich nichts mehr. Damals, Ende März, eröffnete das Geschäftshaus „die mitte“ gerade seine Tore und bietet seither unter anderem Technik-Fans ein überdimensionales Shopping-Erlebnis. Überhaupt ist der Alexanderplatz – benannt nach dem russischen Zaren Alexander I. – heute vielen eher als Einkaufsmeile, denn als Vorzeigeplatz mit historischer Vergangenheit bekannt. Dabei ist der „Alex“, der einzige noch an originalem Standort auffindbare Platz vor einem der ehemaligen mittelalterlichen Stadttore der Berliner Stadtmauer – ein Zeitzeuge der Entstehungsgeschichte Berlins demnach. Der Umgang mit eben diesem Zeitzeugen scheint jedoch nicht so einfach, wie man sich das noch vor gut 20 Jahren ausgemalt hat. Im Rahmen eines Architektur-Ideenwettbewerbs legte 1993 der Berliner Architekt Hans Kollhoff ein entsprechendes Umgestaltungskonzept vor, das heute noch größtenteils auf seine Umsetzung wartet.

Den beiden Berliner Architekten Agnieszka Preibisz und Peter Sandhaus aber, ist dieser 20 Jahre alte „Masterplan“ ohnehin ein Dorn im Auge. In der Diskussion um die Neugestaltung des Alexanderplatzes halten sie den Kollhoff-Plan für unrealistisch und nicht zeitgemäß. Ihrer Ansicht nach bedarf es, getreu dem Entwicklungsstand und Lebensstandard einer Gesellschaft im 21. Jahrhundert, eines gänzlich anderen Konzepts – einer Vision. Green8 heißt das Ergebnis ihrer gemeinsamen Konzeptstudie, das gerade von sich reden macht. Dies wohl auch wegen seiner recht futuristisch anmutenden Optik. Doch hinter der Studie steckt viel mehr als nur ein auf den ersten Blick schön anzusehender und modern wirkender Tower. Bei Green8 (der Name deutet auf die Form des Gebäudes hin, eine verkrümmte 8) handelt es sich um den Versuch urbanes Wohnen, Nachhaltigkeit und ein Leben in Harmonie mit der Natur zu kombinieren.

© apcon-berlin.de

© apcon-berlin.de

In einem Szenario zu der Projektstudie heißt es: „Eine generationsübergreifende Baugenossenschaft organisiert hier nicht nur die Lebensmittelherstellung sondern auch Sport- und Freizeitaktivitaten sowie Betreuung. Die Lebensmittelherstellung findet im zentralen, in eine transparente Membrane eingehüllten, Atrium statt. Jede Familie hat einen Garten direkt vor der Wohnungstür und einen atemberaubenden Blick auf das Stadtpanorama.“ Das alles, mag im ersten Moment nach einer nicht umsetzbaren Fantasie klingen –  doch braucht es eben auch solche Visionen um den Grundstein für eine neue Urbanität zu setzen.

Derzeit läuft übrigens – mal wieder – ein Architektenwettbewerb für die Bebauung des Alexanderplatzes. Die texanische Grundstücksentwicklungsgesellschaft Hines, die hier neben ihrem bereits bestehenden Geschäftshaus „die Mitte“ einen 150 Meter hohen Tower errichten möchte, hat hierzu zunächst neun Architekten eingeladen, ihre Entwürfe einzureichen (unter ihnen auch Hans Kollhoff). Vier Teilnehmer dieses Wettbewerbs, u.a. Frank Gehry (USA) und das Berliner Büro Kleihues + Kleihues, wurden im September für die letzte Wettbewerbsrunde ausgewählt. Wer genau hier als Gewinner hervorgeht, ist derzeit eben so ungewiss wie das Datum des späteren Spatenstichs. Nur eines scheint klar: Gewinner wird am Ende der Investor sein – wie denn so oft.

Der nun vorgestellte Projektentwurf zu Green8 hat mit dem von Hines lancierten Architekturwettbewerb ausdrücklich nichts zu tun und steht somit auch gar nicht zur Wahl. Idealerweise, so die Projektinitiatoren Preibisz und Sandhaus, sollte hinter ihrem Projekt eine Genossenschaft stehen, die ein tatsächliches Interesse an dem Projekt und seiner nachhaltigen Ausrichtung hat. Ausdrücklich unerwünscht sind hierbei Investoren und Unternehmen, die es allein auf Profit und Rendite absehen.

Bernard Bruck (mit Bildmaterial von apcon-berlin.de)

1 comment

  1. Pingback: vertikale Landwirtschaft: Obst und Gemüse über den Wolken? – NACHHALTIG SCHWEBEND

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert