BMW-Guggenheim-Lab: Heute Eröffnung, morgen Demo!

Am heutigen Nachmittag wird das viel umstrittene Guggenheim-Lab (wir berichteten) auf dem Pfefferberg in Berlin eröffnet. Eine offizielle Eröffnungsfeier gibt es nicht, aber Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat seinen Besuch angekündigt und die Gegner des BMW-Stadtentwicklungslabors eine Gegendemo, zu der morgen, am 16. Juni 2012, etwa tausend Teilnehmer erwartet werden.

Guggenheim Lab

© Christian Richters | 2012 Solomon R. Guggenheim Foundation

Das BMW-Guggenheim-Lab strebt nach eigenen Aussagen eine offene Debatte über das Leben in der Großstadt an. Unter dem Motto „Confronting Comfort: Ideen für die Großstadt“ stehen Fragen über die Zukunft und Möglichkeiten der Verbesserung des Zusammenlebens im Vordergrund. Auch mit den Kritikern des Labs will Kuratorin Maria Nicanor in einen Dialog treten. Doch womit haben diese überhaupt ein Problem?

Stein des Anstoßes ist vor allem der Sponsor des Labs, der bayrische Automobilhersteller BMW, welcher den Gegnern zufolge weder die Kompetenz noch das Recht hat, sich eines Themas anzunehmen, das völlig außerhalb seiner Verantwortlichkeit (nämlich der Fahrzeugherstellung und des Profitmachens) liegt. Nach Ansicht der Guggenheim-Gegner gibt es hier also einen eklatanten Interessenskonflikt: BMW ist ein Konzern, der Profit machen möchte, die Berliner Bürger hingegen möchten bezahlbare Mieten und staatlich geförderte Kultur- und Freizeitangenbote, statt dem Verkauf ihrer Stadt an Immobilienhaie und Großkonzerne machtlos zuschauen zu müssen. Davon abgesehen kritisieren die Guggenheim-Lab-Gegner auch den Umgang des Konzerns mit der eigenen Geschichte. Wie Interessierte dem Dokumentarfilm „Das Schweigen der Quandts“ entnehmen können, klebt viel Blut am heutigen Vermögen der BMW-Gründerfamilie um Günther Quandt. So sollen in den Werken der Familie KZ-Häftlinge und andere Zwangsarbeiter angestellt und nicht wenige dabei gestorben sein. Die Witwe des Sohns von Günther Quandt verweigert bis heute eine historische Aufarbeitung der Familiengeschichte, viele Quellen lagern noch immer hinter verschlossenen Türen. „Wir sind keine Statisten für eine Imagekampagne eines Autoherstellers, der nicht nur seine Geschichte reinwaschen, sondern auch seine Zukunft damit sichern will“, empören sich die Lab-Gegner auf ihrer Internetseite bmwlabverhindern.blogsport.de.

BMW Guggenheim Lab


© Christian Richters | 2012 Solomon R. Guggenheim Foundation

Dennoch steht Berlins Regierung hinter dem Lab: Und so wird Klaus Wowereit heute Nachmittag zugegen sein, wenn um 14 Uhr das Programm für die nächsten sechs Wochen bekannt gegeben wird, in denen das Guggenheim Lab in Berlin gastiert. Um 15 Uhr beginnt dann der erste Workshop. Die „Ideenschmiede“ ist noch bis zum 29. Juli jeweils von Mittwoch bis Sonntag bis 22 Uhr geöffnet: in der Woche ab 14 Uhr und am Wochenende ab 12 Uhr. Das Lab befindet sich in Hof 3 des Pfefferbergkomplexes. Wer von der Christinenstraße kommt, findet es linkerhand, wer von der Schönhauser Allee kommt, rechterhand hinter dem Restaurant „Das Pfeffer“. Bis Ende Juli sollen hier über hundert Workshops stattfinden, an denen jedermann kostenfrei und ohne vorherige Anmeldung teilnehmen kann. Zuvor residierte das von der Guggenheim-Foundation initiierte Projekt in New York; danach soll es nach Mumbai weiterziehen.

Die Initiatoren der Protestgruppe „BMW-Lab verhindern“ geben dennoch nicht auf. Sie wollen morgen um 14 Uhr gegenüber der zum Pfefferberg gelegenen Ecke des Teutoburger Platzes ihrem Unmut bei einer Demonstration Luft machen. Laut Polizeiangaben werden rund tausend Protestanten zu der Kundgebung erwartet.

Veronika Streit (mit Bildmaterial von www.bmwguggenheimlab.org)

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