Berliner Unwort des Jahres gesucht

Seit 1991 wird in Deutschland jährlich das Unwort des Jahres gekürt, um außergewöhnliche sprachliche Entgleisungen anzuprangern. Für das Jahr 2010 fiel die Wahl auf den Begriff „alternativlos“. Der Berliner Rundfunk scheint mit dieser nicht einverstanden zu sein und sucht nach einer Alternative: dem Berliner Unwort des Jahres.

© Gerd Altmann / pixelio.de

Im Laufe eines Jahres gibt es ja so einiges, worüber man sich aufregt, was man nicht mag und was einen stört. Besonders schlimm,wird es, wenn dieses Ding, diese Sache oder Eigenschaft dann auch noch eine besonders nervige Bezeichnung hat. Von 1991 an machte sich zunächst  die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und seit 1994 schließlich die Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres auf die Suche nach verbalen Fehlgriffen. Dieses Jahr fiel die Wahl auf „alternativlos“.

Gar nicht alternativlos sieht der Berliner Rundfunk dieses Ergebnis an. Seit Dienstagmorgen sind die Hörer dazu aufgerufen, auf der Homepage des Radiosenders das Berliner Unwort des Jahres zu wählen. Zur Auswahl stehen vier Begriffe. Zunächst gibt es da die Wortschöpfung des ehemaligen Berliner Finanzsenators und jetzigen Bestseller-Autors Thilo Sarrazin „Kopftuchmädchen“. Auch zur Wahl steht die „Panne-Tanne“. Diese wenig schmeichelhafte Bezeichnung erhielt das beleuchtete Weihnachtsbaum-Immitat vor der Gedächtniskirche. Beim Anblick des aufblasbaren Zelts kam wohl nur bei den wenigsten Passanten weihnachtliche Stimmung auf. Vorschlag Nummer drei lässt Berlins Autofahrern das Blut in den Adern gefrieren. Die Gefahr lauert in der Tiefe. Sieht man sie, ist es auch schon fast zu spät: „Frostaufbrüche“, gemeinhin auch Schlaglöcher genannt, welche durch den heftigen Wintereinbruch im Dezember entstanden sind und nach dem darauf folgenden Tauwetter zum Vorschein kamen.

Den Vogel scheint aber wieder einmal die Berliner S-Bahn abgeschossen zu haben. Dass nicht alle Bahnen immer dann fahren, wann sie eigentlich fahren sollten, daran haben sich Berlins Pendler ja bereits seit längerem gewöhnt. Doch was in den letzten Wochen ablief, war ganz großes Kino. Der Notfahrplan der S-Bahn wurde weiter ausgedünnt und durch einen „Not-Notfahrplan“ abgelöst. Bei den Hörern des Berliner Rundfunks hat dieses Unwort bisher am meisten „Zustimmung“ gefunden. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer haben für oder gegen – je nach Betrachtungsweise – das Machwerk der Berliner S-Bahn gestimmt. Wer der gleichen Meinung ist oder einen anderen Favoriten hat, kann seine Stimme auf berliner-rundfunk.de abgeben.

Martin Schlereth (mit Bildmaterial von pixelio.de)

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