Thilo Sarrazin schafft sich ab | ein SPD’ler auf Abwegen

Er kann es einfach nicht lassen. Nachdem Thilo Sarrazin (SPD) vor Monaten seine absonderliche Meinung gegenüber muslimischen Immigranten in Interviews kund tat, tut er dies aktuell einmal mehr in seinem gerade erschienenen Buch „Deutschland schafft sich ab | Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“.

© wikipedia.org
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Nicht unberechtigt betitelt die Frankfurter Allgemeine Zeitung das 464 Seiten starke „Werk“ Sarrazins als „antimuslimisches Dossier“. Während Genossinen und Genossen in den eigenen Reihen bereits vor Monaten einen Ausschluss des ehemaligen Berliner Senators und heutigen Bundesbank Ratsvorsitzenden Thilo Sarrazin forderten, nimmt nun neben dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel auch Bundeskanzlerin Angela Merkel kein Blatt mehr vor den Mund.

Im Oktober des vergangenen Jahres machte Sarrazin dem PolitMagazin „Lettre Internationale“ in einem mehrseitigen Exklusivinterview seinen Standpunkt mit Zeilen wie diesen klar:

„Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert. Das gilt für siebzig Prozent der türkischen und für neunzig Prozent der arabischen Bevölkerung in Berlin. Viele von ihnen wollen keine Integration, sondern ihren Stiefel leben. Zudem pflegen sie eine Mentalität, die als gesamtstaatliche Mentalität aggressiv und atavistisch ist.“

Mit seinem Buch scheint Sarrazin allerdings nicht nur auf die angebliche Mentalität der muslimischen Zuwanderer in Deutschland eingehen zu wollen.  Hier geht es – wortwörtlich – ans „Eingemachte“. Immer wieder werden Begriffe wie Herkunft, Genetik, Erbgut und Selektion verwendet. So beispielsweise in einem Auszug, der berechtigterweise für heftige Auseinandersetzungen sorgte und dies wohl auch noch länger tun wird.

© DVA

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„Die kulturelle Fremdheit muslimischer Migranten könnte relativiert werden, wenn diese Migranten ein besonderes qualifikatorisches oder intellektuelles Potential verhießen. Das ist aber nicht erkennbar. Anzeichen gibt es eher für das Gegenteil, und es ist keineswegs ausgemacht, dass dies ausschließlich an der durchweg bildungsfernen Herkunft liegt.

So spielen bei Migranten aus dem Nahen Osten auch genetische Belastungen – bedingt durch die dort übliche Heirat zwischen Verwandten – eine erhebliche Rolle und sorgen für einen überdurchschnittlich hohen Anteil an verschiedenen Erbkrankheiten.“

„Das ganze Buch liest sich wie ein antimuslimisches Dossier auf genetischer Grundlage.“, so die FAZ. Genau dies ist wohl einer der Gründe, warum die Bundeskanzlerin sich entzürnt zeigt, der Zentralrat der Juden ihm den Eintritt in die NPD nahe legt, das Internationale Literaturfest in Berlin ihm eine werbetechnisch gelungene Abfuhr verpasst und SPD-Chef Gabriel sich mit aller Vehemenz vom Skandal um den früheren Berliner Finanzsenator distanzieren will. „Ich weiß auch nicht, warum er noch in unserer Partei sein will“, so Gabriel auf einer SPD-Verantstaltung in Mannheim.

Neben den ausgesprochen geschmack- und geistlosen Äusserungen über mögliche „genetische Belastungen“ unserer muslimischen Mitbürger, weiß der Bundesbänker auch die mutwillig dahingestellte wirtschaftliche „Unabhängigkeit Europas“ gegenüber muslimischen Zuwanderern mit der klaren Aussage „wirtschaftlich brauchen wir die muslimische Migration in Europa nicht“ zu beschwichtigen.

Alles in allem drängt sich Sarrazins Pamphlet „Deutschland schafft sich ab“ als Hasserklärung an die muslimische Bevölkerung auf. Nicht zuletzt dies sollte Grund genug sein, ihm die Mitgliedschaft in einer Partei, welche sich nicht nur durch ihre zuvorkommend menschlichen Ansichten im Bezug auf Einwanderer aller Religionsgemeinschaften auszeichnet, abzuerkennen. Ob Äusserungen dieser Art damit der Vergangenheit angehören, ist fraglich. Das aktuelle Werk wird nun jedenfalls offiziell einer Rassismusprüfung unterzogen.

Bernard Bruck (mit Bildmaterial von wikipedia.org)

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