Der Transgeniale CSD – Queerer Widerstand statt Loveparade

Nach dem CSD ist vor dem CSD. Genau eine Woche nach dem Christopher Street Day mit der großen Parade vom Kurfürstendamm durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor findet am 26. Juni in Neukölln und Kreuzberg der Transgeniale CSD (TCSD) statt.

© Norbert Blech / flickr.com

Obwohl es auf den ersten Blick um die gleiche Sache geht – mehr Toleranz gegenüber Schwulen, Lesben und Transsexuellen – stehen sich die beiden Veranstaltungen realitv unversöhnlich gegenüber. Der Transgeniale CSD – häufig auch Kreuzberger CSD oder alternativer CSD genannt – findet seit 1998 jährlich als Gegenveranstaltung zum großen Christopher Street Day in Berlin statt. Er entstand aus Protest gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Berliner CSD . Dort, so der Vorwurf, sei kaum noch auszumachen, wofür oder wogegen sich die Veranstaltung richte. Der TCSD hingegen richtet sich ganz klar gegen Homophobie, aber auch gegen Rassismus und Militarismus. Politische und gesellschaftliche Themen werden viel stärker thematisiert, gemäß dem Motto: Gewaltige Zeiten – gewaltiger queerer Widerstand!

Weniger Hype, mehr Haltung!

Ein Vorfall auf der CSD-Hauptveranstaltung am 19. Juni  diente nicht gerade zur Enstpannung des Verhältnisses zwischen den Organisatoren des Christopher Street Days und des Transgenialen CSD.  Bei der Preisübergabe auf der Bühne am Brandenburger Tor erklärte die Philosophin und Gender-Theoretikerin Judith Butler vor dem staunenden Publikum und den geschockten Veranstaltern, dass sie den Preis für Zivilcourage nicht annehmen wolle. Als Begründung nannte sie die kommerzielle Ausrichtung derVeranstaltung sowie rassistische Äußerungen einiger Veranstalter bzw. die Tatsache, dass diese sich nicht von solchen Äußerungen distanziert hätten. Vielmehr unterstütze Butler die Ideen und Ideale des TCSD und seiner Teilnehmergruppen, welche sich im Gegensatz zum kommerziellen CSD vehement gegen Homophobie, Sexismus und Rassismus einsetzen.

Es gibt zwar weniger Technobeschallung und Verkaufsstände, aber aller Einsatz und Idealismus beim alternativen CSV bedeuten natürlich nicht, dass hier nicht auch gefeiert wird. Besonders auch angesichts der Fußball-Weltmeisterschaft weisen die Veranstalter jedoch explizit darauf hin, dass beim Transgenialen CSD Nationalflaggen nicht erwünscht sind. Start ist um 14 Uhr am Rathaus Neukölln, die Abschlusskundgebung findet gegen 18 Uhr am Heinrichplatz in Kreuzberg statt.

Martin Schlereth (mit Bildmaterial von flickr.com)

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