Schwielowsee – Mehr als nur EIN See

Kürzlich erst unternahm das Hauptstadtstudio einen Osterausflug an den schönen Schwielowsee. Dabei galt es herauszufinden, ob es sich dabei wirklich um eines „der schönsten Gewässer der Mark Brandenburg“ handelt, wie es Bürgermeisterin Kerstin Hoppe, auf der Homepage der Gemeinde Schwielowsee behauptet. Ein am See gelegenes Hotel macht sogar mit dem Slogan „… ziemlich nah am Paradies“ Werbung.

Der etwas mehr als 5 Kilometer lange und etwa 2 Kilometer breite Schwielowsee gehört wie der Tegeler See oder der Wannsee zu einer Kette größerer Seen am Flusslauf der mittleren Havel.  Er liegt dabei eingebettet in einer hügeligen Endmoränenlandschaft auf dem Gebiet der gleichnamigen Gemeinde Schwielowsee und der Stadt Werder an der Havel.

Gespannt starten wir gegen 10.30 Uhr in Berlin Mitte und machten uns dieses Mal mit dem Auto über Avus, Autobahndreieck Nuthetal und Potsdam auf den Weg ins Paradies. Der erste Etappenort hieß: Petzow.

Petzow
Knapp 25 Kilometer vor den Toren Berlins eröffnet sich dem Besucher hier ein landschaftliches und archuitektonisches Kleinod. Der Trubel und die Hektik der Großstadt sind schnell vergessen. Das ehemals selbstständige Dorf Petzow ist durch Gliendower See und Schwielowsee auf fast allen Seiten von Wasser umgeben. Und selbst innerhalb des kleinen Ortsteils der Stadt Werder an der Havel gibt es noch einen weiteren See: den Haussee.

Dominiert wird Petzow zum einen von der auf einer Anhöhe gelegenen Dorfkirche und zum anderen vom Schloss Petzow mit seinem 15 Hektar großen Schlosspark. Leider seit Jahren geschlossen, ließ uns das Schloss nur die Möglichkeit darumherum zu laufen. Doch das war kein Problem, denn der Park liegt nicht nur am Schwielowses, sondern umfasst auch noch den malerischen kleinen Haussee, und bot somit eine herrliche Kulisse zum schlendern und entdecken. Neben den Gehwegen sind immer wieder kleine Tafeln angebracht, auf welchen die historische Bedeutung des Geländes veranschaulichen. Auf dem gesamtem Areal befinden sich zudem mehrere historische Gebäude, welche mitunter heute gastronomisch genutzt werden.

Besonders idyllisch gelegen ist das historische Waschhaus. 1999 aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Brandenburg wieder errichtet, beherbergt es seit 2001 ein kleines Museum zur Ortsgeschichte sowie zur Geschichte des Waschens (!?). Durch seine Lage direkt am Ufer des Haussees weckt das Waschhaus beim Betrachter den unbändigen Wunsch nach einem lauen Abend im Freundeskreis, mit Musik in den Ohren und Grillgeruch in der Nase. Der Sommer kann kommen!

Den besten Überblick über Schloss, Park und Seenlandschaft verschafft man sich vom kleinen Turm der Dorfkirche auf dem Grelleberg.  Im Inneren überrascht die kleine Kirche durch Ihre in warmen Pastelltönen gestrichenen Wände und eine Austellung modernener Bilder. Gegen einen geringen Obulus darf man die enge und steile Treppe im Inneren des Turms erklimmen. Oben angekommen, bietet sich ein herrlicher Ausblick. das hier ist echter Urlaub, und die Stadt scheint unglaublich fern. Da stört auch nicht der Anblick einer benachbarten rostigen Industrieruine. Es passt alles  zusammen; alles etwas rustikal und vergänglich. Die vielbeschworene gute alte Zeit scheint hier eingefangen. Lediglich das Aufblitzen eines goldenen Ms am anderen Ufer des Glindower Sees lässt einen wieder ins hier und jetzt zurückkehren. Das am Parkplatz aufgestellte Dixi-Klo tut sein übriges.

Ferch
Nach unserer kleinen Wanderung und der anschließenden „Bergtour“ auf den Grelleberg mitsamt Kirchturm, wendeten wir uns nun den höheren Künsten zu. Von Petzow aus führte uns unsere Reise rund um den Schwielowsee weiter nach Ferch ans Südende des Sees. Ferch ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Schwielowsee, kann aber mit seiner kulturhistorischen Vergangenheit punkten. Neben geistiger Nahrung wollten wir auch für unser leibliches Wohl sorgen. Geradezu perfekt erschien uns hierzu ein Besuch auf dem kulinarischen Ostermarkt rund um das Museum der Havelländischen Malerkolonie.

Die Havelländische Malerkolonie Ferch wurde gegen Ende des 19. Jahrhundert von zwei Künstlern gegründet, Karl Hagemeister aus Werder an der Havel und dem Wiener Maler Carl Schuch. Die Ausstellung ist in erster Linie etwas für Liebhaber impressionistischer Landschaftsgemälde. Die Motive der etwa zwei Dutzend Gemälde behandeln mit Ausnahme des Portraits eines Bauern beim Senseschärfen alle die Landschaft der Umgebung und ähneln sich für das Auge des ungeübten Betrachters doch sehr. Der Star ist eher das Gebäude, ein mit Reet gedecktes liebevoll restauriertes Fachwerkhaus.

Nachdem uns auch besonders der kulinarische teil des Ostermarktes angelockt hat, mussten wir etwas wehmütig und wehleidig Feststellen, dass zwar lecker aussehende selbst gemachte Kuchen und Schnäpse der Umgebung angeboten wurden, eine herzhafte Mahlzeit blieb uns jedoch versagt. Diese wollten wir jedoch spätestens in Caput, dem größten Ortsteil der Gemeinde nachholen. Doch zunächst wechselten wir noch schnell die Straßenseite und sahen uns kurz noch die Fischerkirche, einen Fachwerkbau aus dem 17. Jahrhundert an.

Caput

Weiter ging es – wie passend – vom Malerdorf Ferch die pittoreske Dorfstraße am Seeufer entlang hin nach Caput. Auf der Suche nach einer herzhaften Mahlzeit machten wir zunächst einen Abstecher zum Schloss Caput.

Das kurfürstliche Lustschloss aus dem Jahre 1662 kann wie schon das Schloss in Petzow mit einem herrlichen Park direkt am See auftrumpfen. Nach einem weiteren kleinen Spaziergang am Seeufer fanden wir doch noch ein Plätzchen zum Einkehren: das Hotel & Restaurant Müllerhof. Nachdem wir uns von den Vorzügen der Wildkarte überzeugen konnten, ging es weiter auf unserer Sightseeing Tour durch Caputh. Als echte Überraschung entpuppte sich die örtliche evangelische Kirche gegenüber des Schlosses. In diesen Breitengraden erwartet man nicht unbedingt eine neoromanische Pfeilerbasilika im italienischen Stil.

Nun war noch ein Punkt auf unserer To-Do-Liste offen: ein Besuch im so genannten Einsteinhaus. Der große Albert Einstein verbrachte von 1928 bis 1932 seine Sommer in Caputh und ließ sich hier 1929 ein hölzernes Sommerhäuschen errichten; übrigens das einzige Haus, das Einstein je bauen ließ. Im Zuge des Einsteinjahres 2005 wurde das Sommeridyll restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Idyllisch an einem Hang umgeben von Bäumen gelegen, eröffnet das Haus einen wunderbaren Blick über den Schwielowsee und versetzt seine Besucher sofort in Urlaubsstimmung. So lässt es sich als Nobelpreisträger gut leben.

Doch das Hauptstadtstudio war ja nicht zum Urlaubmachen hier, und so endete hier nach einem herrlichen Tag unser Aufenthalt in und am Schwielowsee. Das war aber bestimmt nicht unser letzter Besuch hier, denn wie schon Einstein sagte: „Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt“.

Noch ein kleiner Tipp am Rande: Die für Berliner und Brandenburger Verhältnisse hügeligen Straßen durch die Wälder und Ortschaften um den Schwielowsee herum laden zu einer Tour mit dem Fahrrad ein. Wir werden es testen.

Für das Hauptstadtstudio waren unterwegs: Bernard Bruck und Martin Schlereth begin_of_the_skype_highlighting     end_of_the_skype_highlighting

3 comments

  1. Pingback: Schwielowsee – Mehr als nur EIN See | Hauptstadtstudio « Andreas Mauf

  2. Pingback: Janz weit draußen – mit Hauptstadtstudio.com das Umland entdecken

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert