20 Jahre Stasi-Sturz

Aus den Wendejahren 1989/90 haben sich besonders der 9. November und der 3. Oktober als entscheidende und herausstechende Daten ins allgemeinde Bewusstsein eingebrannt. Doch auch in den Monaten dazwischen hat sich einiges getan. Ein symbolträchtiges Datum stellt hierbei der 15. Januar 1990 dar, als etwa 2.000 Demonstranten die Zentrale der DDR-Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg besetzten.

Nach der Öffnung der Mauer war dies ein weiterer Schritt, aus der allumfasenden Umklammerung der sozialistischen Diktatur. Das Ministerium für Staatssicherheit war neben dem antifaschistischen Schutzwall Symbol für die Entfremdung des Arbeiter- und Bauern-Staats von seinem Volk und die tödliche Brutalität, mit der das politische System seine Bürger auf Linie halten wollte. Neben den etwa 90.000 hauptamtlichen Mitarbeitern dienten noch weit mehr als 100.000 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) dem „Schild und Schwert der Partei“. Einigen Expertenagaben zufolge kam auf 55 DDR-Bürger ein Stasi-Mitarbeiter.

Neben dem symbolischen Wert, hatte die Besetzung des Stasihauptquartiers auch einen großen historischen Wert. Angesichts der wachsenden Unruhen in der DDR-Bevölkerung, das Ende der sozialistischen Diktatur vor Augen, hatten die Mitarbeiter des MfS mit der Vernichtung der Stasi-Akten begonnen. Große Teile konnten in der Folge jedoch gerettett werden. Nur dadurch konnte die Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) – die Birthler-Behörde – Ihren Beitrag zur Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit leisten.

Manche Kommentatoren verglichen die Erstürmung des Stasi-Hauptquartiers mit dem Sturm auf die Bastille 200 Jahre zuvor. Letztendlich lässt sich glücklicherweise resümieren, dass die deutsche Revolution bei Weitem nicht so blutig wie das historische Vorbild in Frankreich ablief.

Martin Schlereth

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