Konzert-Erlebnisbericht: Die Ärzte live am 17.08.2012 in der Waldbühne

Station Heerstraße. Zwei Männer mittleren Alters versuchen, die leicht überfühlte S-Bahn zu verlassen, was eine kleine Herausforderung an diesem Tag ist. Man hört ein junges Mädchen sagen: „Gibt es tatsächlich Leute, die nicht zum Ärzte-Konzert zu wollen?“

Farin, Rod und Bela kündigen die Vorband The Stranglers an

Es ist Freitagnachmittag, der 17. August 2012, und ich sitze aufgeregt in dieser eben erwähnten S-Bahn und fahre zu meinem ersten Ärzte-Konzert in der Berliner Waldbühne. Die Schlange am Einlass ist schnell überwunden, Taschen kontrolliert. Kurze Orientierung. Der Merchandise-Stand ist erspäht, noch schnell werden T-Shirts zur Erinnerung gekauft, dann geht es weiter zum Kampf um gute Plätze, der erfolgreich ausgefochten wird. Noch fix Getränke geholt und jetzt wird gewartet. Diese paar Stunden sind nicht mehr von Bedeutung, denn die Karten besitzen wir seit acht Monaten.

Den Anfang machen Bela, Farin und Rod selbst. Sie lassen es sich nicht nehmen, die Vorband des Abends anzukündigen: The Stranglers. Die britische Punkband spielt eine gute dreiviertel Stunde Klassiker wie „Golden Brown“ und „Always the Sun“. Die Stimmung ist gut. Nicht ausgelassen, aber gut!

Um kurz vor halb neun ist es dann endlich soweit. Die Ärzte betreten die mit 22.000 Zuschauern ausverkaufte Waldbühne und eröffnen mit „Ist das noch Punkrock?“ ein dreistündiges Konzert der Extraklasse. Die Frage lässt sich mit einem eindeutigen Ja beantworten! Funpunk, wie von den Ärzten gewohnt. Sie albern, sinnieren über das Leben und beziehen das Publikum bei jeder sich bietenden Möglichkeit mit ein. Sei es eine herzförmige Wall of Death oder das laoloartige Aufspringen beim Song „Unrockbar“.

Die ausverkaufte Waldbühne

Neben den für die Ärzte bekannten manchmal recht sinnfreien, dennoch sehr unterhaltsamen Gesprächen  schlagen sie auch ernstere Themen an. So machen sie auf das Urteil der russischen Punkrock-Band „Pussy Riot“ aufmerksam, vertreten ihren Standpunkt mehr als deutlich. Gleichzeitig rufen die drei dazu auf, die eigene Stimme gegen Rechts zu erheben.

Nach drei Zugaben und 36 gespielten Songs lassen die Fans die beste Band der Welt schweren Herzens gehen. Was dieses Konzert ausmacht, ist im Grunde ganz simpel: Die Jungs schaffen es, eins glaubhaft zu vermitteln: Sie lieben es auf der Bühne zu stehen, gemeinsam Musik zu machen und sind ihren Fans dabei auch noch mehr als dankbar. So erhalten wir am Ende dieses mehr als gelungenen Konzerts auch einen Applaus von Bela, Farin und Rod. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen einzigartigen Abend – voller Humor, Ironie, Energie und dem kleinen Funken Wehmut, dass das Warten nun ein Ende hat und diese drei Stunden einfach viel zu schnell an einem vorbeigezogen sind.

Susanne Peter (mit eigenem Bildmaterial)

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