Diane Arbus Ausstellung noch bis zum 23. September im Martin-Gropius-Bau

„Ich glaube wirklich, es gibt Dinge, die niemand gesehen hätte, wenn ich sie nicht fotografiert hätte.“ Im Zuge der Berliner Festspiele werden im Martin-Gropius-Bau die einzigartigen Werke von Diane Arbus ausgestellt. Eine New Yorker Künstlerin, die Vertrautes in Fremdes verwandelte, mit ihrer schonungslosen Unverfälschtheit schockierte und damit die Fotografie revolutionierte.

Zwei Damen im Automatenrestaurant, N.Y.C., 1966
© The Estate of Diane Arbus

1923 wurde sie als Diana Nemerov in New York geboren. Ihre Familie war sehr wohlhabend, führte ein kultiviertes Leben. Sie und ihre Geschwister wuchsen jeder mit einem Kindermädchen an der Seite auf, die Sommerferien wurden in Europa verbracht. Für viele klingt das nach einer perfekten Kindheit. Arbus jedoch ist vor allem die emotionale Leere ihres Elternhauses in Erinnerung geblieben. Früh strebte sie nach dem Unkonventionellen, suchte die Grenzen zwischen Normalität, Wirklichkeit und Irrealität.

Im Alter von 14 Jahren verliebte sie sich in den 5 Jahre älteren Allen Arbus, der im Kaufhaus ihrer Eltern jobbte. Der Versuch, die Beziehung dadurch zu unterbinden, Diane auf ein Internat zu schicken, scheiterte, und so heirateten sie 1941, bekamen zwei Kinder und gründeten Ende der 40er Jahre ein Studio für Modefotografie. Der erste Schritt in Dianes besonderer Karriere war gemacht.

Schnell jedoch strebte Arbus nach mehr, die Vielfältigkeit fehlte ihr und so orientierte sie sich nach der beruflichen und später auch privaten Trennung von ihrem Mann neu und besuchte unter anderem Workshops der österreichischen Künstlerin Lisette Model. Diese veränderte ihren Stil nachhaltig. Auch sie suchte das Extreme, und so begann Diane Arbus Sideshows und Travestie-Clubs zu besuchen, wo sie ihre ersten Modelle kennenlernte.

In den 60er Jahren gelang ihr der Durchbruch. Das Museum of Modern Art (MoMA) stellte ihre Werke aus und läutete damit das Ende der konventionellen Fotografie ein. Extreme zogen Arbus an. Sie fotografierte Prostituierte, Penner, Transvestiten, Kleinwüchsige, geistig und körperlich Behinderte. Damit schaffte Arbus vor allem eins: Sie schoss schonungslose Portraits von Randfiguren der Gesellschaft und stellte dabei die Normalität und Ästhetik der Gesellschaft in Frage, aber besonders auch auf die Probe. Die Zeit ihres Lebens von Depressionen gequälte Arbus nahm sich 1971 das Leben.

Noch heute zählt sie zu den bedeutendsten und bahnbrechenden Fotografen des 20. Jahrhunderts. Ihre Fotografie war subjektiv. Sie wollte das Innenleben ihrer Modelle freilegen. Wer sich von der Einzigartigkeit von Arbus‘ Werken überzeugen will, hat noch bis zum 23. September 2012 die Möglichkeit, die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zu besichtigen.

Susanne Peter (mit Bildmaterial von The Estate of Diane Arbus)

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