Das urbane Labor der Guggenheim-Stiftung „Guggenheim Lab“ zieht in den Pfefferberg

Lange wurde gestritten, protestierst und diskutiert, doch nun steht es fest: Das Kulturprojekt Guggenheim-Lab kommt doch nach Berlin und findet sein vorübergehendes zu Hause auf dem ehemaligen Fabrikgelände Pfefferberg im beliebten Prenzlauer Berg.

In Kreuzberg wollte sie niemand haben. Dort wurde heftig protestiert, im Internet gehetzt, und Drohbriefe gab’s per Fax. Deutlicher kann man kaum werden, und so entschlossen sich die Veranstalter, ihr Vorhaben kurzerhand aufzugeben und kehrten zu ihrem ursprünglichen Plan zurück. Das Rätsel ist nun gelüftet, doch die Diskussion um das Lab an sich immer noch in vollem Gange.

BMW Guggenheim Lab - Pfefferberg Berlin

© courtesy Atelier Bow-wow

Drei Wochen später als geplant eröffnet der Leichtbau aus Kohlefasern vom 15. Juni bis 29. Juli im Prenzlauer Berg, nahe der Schönhauser Allee. Genau dort, wo man vor ein paar Wochen noch Angst vor dem „Risiko gewalttätiger Übergriffe“ hatte, kehrt die von BMW unterstützte und 30 Meter lange Leuchtbauhalle nun ein, um unter ihrem Dach zusammen mit Künstlern, Wissenschaftern, Politikern und Anwohnern wichtige Fragen zur urbanen Zukunft zu diskutieren. Kuratorin Maria Nicanor nannte das Lab im November letzten Jahres „eine Mischung aus Gemeindezentrum und Think Tank“ und hofft auf „intellektuelle Diskussionen mit realitätsnahen, handfesten Wurzeln“. Auch die Initiatoren sind hellauf begeistert: „Wir freuen uns sehr darauf, das BMW Guggenheim Lab in der großartigen Stadt Berlin fortzuführen“, so der Stiftungsdirektor Richard Armstrong zu dem Vorhaben. Auch der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit begrüßte eindeutig die Entscheidung: „Das Projekt passt zu Berlin als einer offenen, kreativen und toleranten Metropole“. Dann sind also alle glücklich mit der Entscheidung? Ja – alle bis auf Anwohner!

Bereits vor der Benennung eines neuen Standorts hatten sich Anwohnerinitiativen gebildet und verkündeten in einem Protestschreiben: „Über die Zukunft mitreden dürfen und sie uns gleichzeitig unterm Arsch wegziehen, diese Show kann sich nur ausdenken, wer glaubt, dass Verdrängung und Kürzungen lautlos über die Bühne gehen“. So trifft das Guggenheim-Projekt nach Kreuzberg auch im Prenzlauer Berg auf seine Gegner. Wowereit hingegen verteidigt das Projekt und rief zum Einsatz gegen Intoleranz auf: „Wir müssen gemeinsam denjenigen entgegengetreten, die Veränderung und Entwicklung generell ablehnen und sich obendrein noch selbst zu Schiedsrichtern aufschwingen wollen, was diskutiert werden darf und was nicht.“ Was blieb ihm auch anderes übrig. Eine Absage der stark kritisierten Veranstaltung wäre wohl auch eine kulturpolitische Blamage für Berlin gewesen.

Stiftungsdirektor Armstrong war dankbar für die Unterstützung durch Wowereit und aller weiterer Verantwortlichen, aber auch der Bürger Berlins: „Das Lab kann nur durch die Mitwirkung und Teilnahme von Menschen unterschiedlichster Standpunkte gelingen. In diesem Sinne hat das Berliner Lab bereits begonnen.“ Spannend bleibt also, ob sich die in letzter Zeit sehr spießigen Bewohner des Prenzlauer Bergs überzeugen lassen. Im Anschluss an Berlin geht es nach Mumbai. Im letzten Jahr besuchte das Lab New York. Insgesamt sind noch weltweit neun Etappen bis zum Jahr 2016 geplant.

Tina Schwabe (mit Bildmaterial von www.bmwguggenheimlab.org)

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