Kunsthaus Tacheles nach Verriegelung wieder befreit!

Nachdem das Kunsthaus Tacheles am vergangenen Donnerstag durch den Zwangsverwalter Schwemer in Unterstützung einer privaten Sicherheitsfirma sowie der Polizei so verriegelt wurde, dass niemand mehr hereinkam, wurden die Türen am heutigen Samstag von Künstlern und Aktivisten aufgebrochen. 

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Es war um Punkt 13:11 Uhr am heutigen Samstag, 24. März, als in der Oranienburger Straße – beobachtet von rund 20 nicht einschreitenden Polizei-Beamten und angefeuert von etlichen Sympathisanten – die Zugänge zum Kunsthaus Tacheles von innen unter lautem Hämmern aufgebrochen wurden. Nur wenige Augenblicke später stand ein sichtlich stolzer Martin Reiter zusammen mit der Presse-Sprecherin Linda Cerna vor dem Haupteingang und lud – unter tosendem Applaus – alle Unterstützer und Passanten zum Betreten des legendären Kunsthauses ein.

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Zwei Tage vorher noch war es Zwangsverwalter Holger Schwemer gewesen, der – mit Unterstützung von rund einem Dutzend bulliger Security-Männer und rund 30 Polizisten – die Künstler aus dem geschichts- und kulturträchtigen Haus vertrieben und die Zugänge von innen verriegeln lassen hatte. Zwar würde den aktuellen Nutzern der Räumlichkeiten auf Wunsch ein Schlüssel ausgehändigt, dies allerdings vorrangig mit dem Ziel, die Namen dieser Personen zu Zwecken einer ordentlichen Räumungsklage in Erfahrung zu bringen. Während dieser – vielfach als unrechtmäßig verurteilten Aktion – soll es u.a. zwischen Künstlern und Security-Leuten zu Auseinandersetzungen und Handgreiflichkeiten gekommen sein. Auch ging die Rede von der Zerstörung von Kunstobjekten durch die angeheuerten Sicherheitsleute. Ob dem tatsächlich so war, war auch nach der heutigen Begehung des Hauses nicht wirklich in Erfahrung zu bringen. Sicher allerdings ist, dass es auch in der Vergangenheit bereits zu teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen Künstlern und den mit der Sicherung des Objektes beauftragten Security-Männern gekommen ist (wir berichteten).

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Auch wir machten heute von der Möglichkeit einer Begehung des Kunsthauses Gebrauch und mussten hierbei feststellen, dass nicht nur die Zugänge im Erdgeschoss, sondern auch die auf den jeweiligen Etagen teils massiv verriegelt waren. Ob es den Künstlern gelingt, sämtliche Räume wieder zu öffnen, ist ebenso unklar, wie die Zukunft des gesamten Kunsthaus-Komplexes an sich. Der Zwangsverwalter wie auch die Eigentümer der HSH Nordbank halten an einer Räumung des kurz nach der Wende von Künstlern besetzten ehemaligen Einkaufshauses fest.  Somit dürfte die heutige Aktion zwar durchaus ein weiterer Erfolg für die Künstler gewesen sein – fraglich allerdings ist, wie lange das Kunsthaus wieder begehbar ist. Der ehemals strandähnliche Hinterhof des Tacheles, auf dem nicht nur Künstler ihrer Arbeit nachgingen, sondern auch Konzerte etc. stattfanden, gehört längst der Vergangenheit an und liegt heute brach.

Bernard Bruck

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