Berliner Hipster | Polyeyed Phantom erklären uns das Phänomen der Hauptstadt

Plötzlich fühlen sich alle ertappt, erwischt, verraten, enttarnt oder doch gar nicht erst angesprochen? Die Rede ist vom Video „Der Berliner Hipster“ von Polyeyed Phantom, welches derzeit durch das Internet geistert und ziemlich treffend zeigt, was sich andere schon lange denken. Doch Achtung! Plötzlich möchte niemand mehr dazu gehören. Denn schon längst werden sie heimlich belächelt. Sind sie doch alle so individuell und anders, geradezu besonders, ohne zu merken, wie sehr sie sich in ihrer idealisierten Welt schon wieder gleichen. Eben, die Berliner Hipster.

Schon komisch, dass gerade in Berlin – der Stadt, in der alles möglich ist – immer wieder kleinere Trends zum Massendasein mutieren. Multi-Kulti, Einflüsse aus aller Herrenländer – und plötzlich sind sie überall. Die neue Erfindung heißt in diesem Fall „Hipster“.

Lange schon ist er uns bekannt. Vor allem in den Berliner Szenebezirken wie Kreuzberg, Neukölln und Friedrichshain (im Prenzlauer Berg gibt es ja schließlich nur noch Eltern und Kinder…) verbreitet, zieht er seine Runden, in der Hoffnung, noch einmal mehr Leute zu individualisieren. Jutebeutel, Hornbrille, ungepflegte und zerzauselte Haare gehören zum guten Stil, ebenso wie Klamotten, die in keinem Fall (weder farblich noch stilistisch) zusammen passen sollten und doch bitte Secondhand erworben wurden. Aber nein – halt – ist das nicht alles Teil einer geheimen, neuen Jugendbewegung? Klingt eher nach „schon mal da gewesen“.

Hipster gibt es mindestens schon genauso lange wie kurzlebige Trends in der Modewelt. Mitte des 20. Jahrhunderts war er hauptsächlich in den USA verbreitet und bezeichnete vornehmlich die amerikanische Variante des europäischen Bohemien. Diese Subkultur von intellektuellen Randgruppen waren vorwiegend avantgardistische Künstler, Dichter und Musiker, wie auch eben die heutigen Hipster gern in Erscheinung treten. Der Jazz-Altsaxophonist Cannonball Adderley bezeichnete es einmal ziemlich treffend: “Hipness is not a state of mind, it’s a fact of life”. Selbst das trifft wohl auch noch heute auf die Berliner Hipster-Szene zu. Aber hey – leben und leben lassen. Am Ende sind wir ja schließlich doch alle gleich.

Tina Schwabe (mit einem Video von www.polyeyedphantom.com)

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