Berliner S-Bahn sorgt erneut für Chaos | Stromausfall legt kompletten Zugverkehr lahm

Die Verärgerung der Bahngäste erreichte gestern wohl einen ihrer Höhepunkte in der Geschichte der Berliner S-Bahn. Ein Totalausfall, verursacht durch einen Stromausfall in einem Stellwerk in Berlin – Halensee, legte den kompletten S-Bahnverkehr samt Nah- und Fernverkehr in Berlin lahm und wurde der größte Bahnausfall in der Nachkriegszeit.

kein Zugverkehr

© Henrik G. Vogel / pixelio.de

Wer an diesem Vormittag im Berliner Raum unterwegs war, hatte schlichtweg schlechte Karten, sein Ziel noch rechtzeitig zu erreichen. Gegen Mittag standen plötzlich alle Bahnen still, egal an welcher Stelle sie sich gerade befanden. Nichts ging mehr. Glück hatten diejenigen, die sich wenigstens nicht im Untergrund befanden oder gar in einem Tunnel fest steckten. Fahrer und Reisende waren völlig ahnungslos und tappten wortwörtlich im Dunkeln. Viele Fahrgäste warteten an den Bahnhöfen vergeblich auf ihre Züge. Zunächst war unklar, was diese Störung ausgelöst haben könnte. Auch aufklärende Lautsprecherdurchsagen gab es zunächst nicht.

Andernorts gab es ebenfalls keine Auskunft, denn die gesamte Bahn-Pressestelle Berlin-Brandenburg war zu diesem Zeitpunkt auf Adventsfeier. Währenddessen versuchten die diensthabenden Bahnmitarbeiter alles, um die Fahrgäste schnellstmöglich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Einige Mitarbeiter stellten die Weichen sogar von Hand, damit die Züge wenigstens bis in die Bahnhöfe fahren und alle Fahrgäste aussteigen konnten. Der Fahrstrom in den Stromschienen floss währenddessen weiter. Kontakt zwischen Zugführer und der Zentrale gab es nicht, daher wusste man nicht, wo die Züge steckten. Die Anzeigen dafür waren ebenfalls ausgefallen.

Vorbildlich reagiert hat an diesem Tag die BVG. Nachdem alle S-Bahnen in Berlin still standen, stiegen die Leute auf die Busse und Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe um. Die Internetseite der BVG war ebenfalls stark besucht. Alle U-Bahnen fuhren mit maximaler Zuglänge. Mehr als 1.200 Busse und 500 Straßenbahnen kamen zum Einsatz. Auch das Kontrollpersonal der BVG stellte seine Arbeit ein und gab stattdessen Fahrplanauskunft.

Gegen 14 Uhr wurde an wenigen Stellen der Bahnverkehr wieder aufgenommen, lief zunächst aber nur schleppend an. Die Wiederinbetriebnahme der wichtigen Ringbahnlinien S41 / S42 und der Zubringerlinien S45, S46, S47, S8 und S9 wurde zu dieser Zeit erst vorbereitet. Gegen 16 Uhr gab die S-Bahn bekannt, den Verkehr im gesamten Streckennetz ab sofort wieder aufzunehmen. Noch bis in die späten Abendstunden war der Bahnverkehr unregelmäßig. Der Regional- und Fernverkehr lief aber, bis auf einige Verspätungen, wieder fließend.

Zu dem Stromausfall kam es durch Bauarbeiten auf dem Gelände des elektronischen Stellwerks in Berlin – Halensee. Eine von der Bahn mit den Bauarbeiten beauftragte Fremdfirma hatte die Panne in dem Stellwerk ausgelöst. Der technische Defekt legte etwa 30 Rechner im Stellwerk lahm. Die Notstromaggregate waren ebenfalls betroffen, und so kam es zum Totalausfall der Berliner S-Bahn. Manch ein Bahnfahrer war an diesem Tag stundenlang unterwegs und einmal mehr verärgert über diese erneute Pannensituation, dieses Mal ganz ohne Schnee. Die Stimmung bei den Fahrgästen ist weiterhin mehr als am Boden. Ein Großteil äußert sich nur noch verärgert über die Berliner S-Bahn GmbH, welche zur Deutschen Bahn gehört. Der Ruf scheint kaum noch zu retten.

Auch am Freitag soll es weiter zu Einschränkungen kommen. Laut S-Bahn ist die Disposition der Mitarbeiter durcheinander gekommen und auch bei der Zugwartung sei man außer Plan.

Tina Schwabe (mit Bildmaterial von pixelio.de)

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