Die ganze Stadt in einer Show – Made in Berlin im Wintergarten

NUR NOCH BIS 25. SEPTEMBER: Vorhang auf, Bühne frei! „Made in Berlin“, so der Titel des aktuellen Varieté-Programms im Berliner Wintergarten. Mit Akrobatik, Tanz und Musik wird das Lebensgefühl auf die Bühne gebracht.

„Berlin ist schräg, faszinierend, facettenreich.“ Grund genug für die Macher von Made in Berlin eine Show auf die Bühne zu bringen, die genau dies widerspiegelt, eine Show „so lebendig, außergewöhnlich und vielseitig wie die Stadt selbst.“

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Trabbis, Mauerfall, Pfandsammler, Atzen, schwule Techno-Freaks, Straßenfeger-Verkäufer, Straßenfeger von der BSR, Touristen, Kopftuch, Blue-Man-Group, verliebte Grenzpolizisten – das alles ist Berlin, und all das findet sich in Made in Berlin.

Atemberaubende Akrobatik und gefühlvolle Momente
Nach kurzem Intro beginnt auch schon das Staunen. Gemeinhin geht man davon aus, dass Schaufensterpuppen zu nicht viel mehr zu gebrauchen sind, als Kleidung in mehr oder minder lebensechten Posen zu präsentieren. Doch dient hier der lebensgroße Kleiderständer als Hilfsmittel für atemberaubende Handstandakrobatik.  Doch nicht nur die artistischen Fähigkeiten sorgen für Begeisterung. Der Akrobat Eike von Stuckenbrok bietet auch etwas fürs Auge. Die Damenwelt ist von seinem Waschbrettbauch äußerst angetan, während die im Publikum versammelte Männlichkeit das dringende Bedürfnis verspührt, endlich mal wieder einige Sit-Ups hinzulegen.

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Gedanken an den heimischen Fitness-Plan werden aber sogleich wieder vertrieben. Faszinierende Akrobatik und Körperbeherrschung bilden nämlich nur einen Teil der Show. Für Abwechslung sorgen immer wieder ruhige, nahezu philosophische Momente, wie beispielsweise der Tanz im Wirbel weißer Federn, die gleich bauschiger Schneeflocken den Tänzer Dennis Mc Dao umschweben. Geradezu sentimental wird es, wenn der Tänzer mit einer einzelnen Feder spielt und mit gebanntem Blick ihren Bewegungen durch die Luft folgt. Die ruhige klassische musikalische Untermalung weckt wohl nicht ganz ungewollt Assoziationen mit der berühmten Feder-Szene im Film Forrest Gump, ähnelt das Stück doch der Filmmusik. Letztere dürfte den meisten aus der „Du-bist-Deutschland“-Kampagne bekannt sein. Doch bevor sich die Zuschauen die ersten Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln wischen müssen, betritt seine Partnerin Lea Hinz – dank Pummel-Kostüm- als vollschlanke Ballerina die Bühne und macht der Rührseeligkeit ein Ende. Dieses Element findet sich immer wieder. Staunen erregende Akrobatik, Tanz und sentimentale Momente lösen sich ab, nur um dann wieder von humoristischen Einlagen unterbrochen zu werden. Die Show driftet dabei jedoch nie in Klamauk ab.

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Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft
Die Show begnügt sich nicht alleine mit dem Bühnenboden. Einige Nummern benötigen Platz bis hinauf zur Saaldecke. So dienen von der Decke hängende Tücher, im Fachjargon Strapate genannt, als Schauplatz einer geturnten Romanze zwischen dem Artisten-Duo Kati und Philipp. Eine kleine Reminiszenz an die „gute, alte Zeit“, der Cabaréts und Varietés im Berlin der 1920er und 30er Jahre ist die Wasserakrobatiknummer von Pablo Caesar. Während er an Seilen baumelnd Kunststücke vorführt, wird unter ihm von zwei bezaubernden Badenixen eine Wasserballetnummer in einem dafür knapp bemessenen Wassserbecken dargeboten. Ein – wenn nicht das – Highlight des Abends stellt die Doppel-Pole-Darbietung von Rémi Martin und Eike von Stuckenbrok dar. Die Stangen hochzuklettern oder als menschliche Fahne in der Horizontale zu liegen, scheinen geradezu die leichtesten Übungen der beiden zu sein. Dem Publikum stockt aber endgültig der Atem, wenn sie zwischen den Stangen hin und her oder auch mal übereinander umherspringen als wäre es das reinste Kinderspiel.

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Eine Stadt und ihre Lieder
Auch wenn sich bei Handstandskrobatik, Fußjonglage, BMX-Tricks und Tanzeinlagen mit Aktenvernichtern der Berlin-Bezug nicht immer gleich erschließen lässt, so bietet unsere Stadt doch den Rahmen für die Show. Besonderen Anteil an der Atmosphäre hat die Musik. Der Soundtrack enthält Berlin-Klassiker und Hits von Marlene Dietrich über Harald Juhnke, Rio Reiser und Ideal bis hin zu Udo Lindenberg, David Bowie, Seeed und Peter Fox vor.

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Für die passende akustische Untermalung zeichnet DJane Vela verantwortlich. Sie beobachtet dabei das Geschehen auf der Bühne von ihrem Balkon aus. Zwischendurch werden auch mal die Blumen gegossen. Es könnte sich hier auch um eine Alltagsszene aus dem Prenzlauer Berg oder Friedrichshain handeln. Besonders wenn unten auf der Bühne eine Horde wildgewordener Scheibenputzer nicht einmal ahnungslose Fahrradkurriere verschonen und ihm, nachdem er die Bezahlung für die unfreiwillige Reinigung seines Gefährts verweigert, kurzerhand das Fahrrad klauen. Doch auch diese Szene ist lediglich ein Zwischenspiel auf dem Weg zur nächsten Artistiknummer.

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Mal hangelt jemand an einem kopfüber von der Decke hängenden Fahrrad herum, mal wird ein Einkaufswagen als Turngerät zweckentfremdet. Als nächstes wird mit Plastikfolien ein wahrer Farbenwirbel entfacht. Zwischendurch muss auch mal der Berliner Wappenbär sich gegen den inzwischen weitaus populäreren Knut erwehren – erfolglos, so viel sei verraten.

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Künstler aller Länder, vereinigt euch!
Made in Berlin ist modernes Vareté par excellence: bunt und aufregend wie die Stadt selbst. Regisseur Markus Pabst gründete 2008 die Kreativschmiede BASE Berlin für Künstler und Regisseure, Choreografen, Filmemacher und Fotografen mit dem Ziel, Künstler aus aller Welt zusammenzuführen und innovative Shows zu kreieren. Dies ist ihm auch gelungen. Bestes Beispiel ist Made in Berlin, denn alle Akteuere der Show gehören zu BASE Berlin.

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Wer sich sich selbst davon überzeugen will, kann dies noch bis zum 25. September immer Mittwochs bis Sonntags im Wintergarten machen. Wer nach einem Besuch bei Made in Berlin auf den Geschmack gekommen ist, dem sei auch die Nachfolgeshow ans Herz gelegt. Ab dem 27. September wird es richtig bunt und schräg bei „The Tiger Lillies FREAKSHOW“.

Mehr Bilder gibt es in unserer Galerie!

Martin Schlereth begin_of_the_skype_highlighting     end_of_the_skype_highlighting

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