Eyjafjalla: Ein Zungenbrecher legt Europas Luftraum lahm

AKTUALISIERUNG: Seit Donnerstag Abend ist der isländische Vulkan Eyjafjalla in aller Munde. In Folge seines Ausbruchs wandert seit Tagen eine Aschewolke über Europa und legte nach und nach den europäischen Luftverkehr lahm. Auch die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld sind davon betroffen. Hier ein Erfahrungsbericht:

Berlins Verkehrsteilnehmer sind ja Einschränkungen der Mobilität fast schon aus Tradition gewohnt. Selbst wenn man von den außerordentlichen Einschränkungen zu Zeiten der Mauer absieht, so finden sich doch immer wieder neue Hürden: seien es marrode Schienen und Weichen oder defekte Achsen und Bremsen bei der S-Bahn, Dauernbaustellen, welche den Straßenverkehr behindern, großräumige Sperrungen aufgrund von Demonstrationen bzw. Festveranstaltungen oder wie zuletzt Funde diverser Weltkriegsbomben, weswegen sogar schon der Flughafen Tegel kurzzeitig schließen musste (das Hauptstadtstudio berichtete). Dass jedoch ein Vulkanausbruch die Mobilität einschränkt, das ist selbst für den erfahrenen Berliner Verkehrsproblems-Veteranen neu.

Isländische Vulkane gelten gemeinhin ja als wunderbares Naturspektakel für Urlauber. Der Zauber von Feuer und Eis fasziniert jeden und tut doch keinem weh. So die bisherige Vorstellung. Doch die Eyjafjalla verändert dieses Bild nachhaltig. In Folge des Vulkanausbruchs, der am 20. März begann, musste beinahe der gesamte europäische Luftverkehr eingestellt werden. Die über Europa ziehende Aschwolke macht das Fliegen nicht etwa aufgrund mangeldner Sicht unmöglich, sondern stellt ein Problem für die Düsentriebwerke der Flugzeuge dar. Staub- und Aschepartikel könnten in das Triebwerk gelangen und dort Schäden anrichten, welche das Flugzeug sogar zum Absturz bringen könnten. Nach Aussagen der britischen Nationalen Flugsicherung (NATS) ist das durch die Dreckschleuder Eyjafjalla angerichtete Chaos im Flugverkehr sogar noch größer als nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

Erstmals wurden der Flugverkehr auf den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld am Donnerstagabend von 20:30 Uhr bis 22:00 Uhr komplett eingestellt. Nach einer kurzzeitigen Wiederaufnahme des Betriebs, ging schließlich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ab 2:00 Uhr gar nichts mehr. Obwohl selbst noch am frühen Freitagmorgen berichtet wurde, dass ab 8:00 Uhr wieder Flugzeuge starten und landen sollten, blieben die Flieger am Boden. Den Reisewilligen wurden beim  Anblick der Anzeigentafeln klar: hier geht nichts! Am Flughafen Tegel hatte sich bereits vor 8:00 Uhr morgens eine mehrere hundert Meter lange Schlange (Anm. d. Red.: ich stand ganz hinten) an den Check-In-Schaltern der Airlines gebildet. Reisegruppen älterer Damen, Geschäftsmänner wie Fernreisende versuchten Ihre Flüge umzubuchen bzw. zu stornieren oder einfach nur ein wenig an Informationen zu erhalten. Nach einer halben Stunden Anstehen und etwa 10 Metern Raumgewinn erreichte ein Versorgungstrupp von Air Berlin den hinteren Bereich der Schlange, um den Wartenden Getränke zu reichen. Eine nette Geste, aber spätestens jetzt wurde klar: das wird wohl etwas länger dauern. Einige Minuten später kam dann die Damen mit den ultimativen News: der Flughafen bleibt zumindest bis Freitag 14:00 Uhr gesperrt. Doch auch das war nur eine erste wage Prognose. Die Wartenden wurden gebeten – wenn möglich – nach Hause zu gehen und Umbuchen bzw. Stornierungen telefonisch oder per Internet vorzunehmen, da Personal und Systeme vor Ort völlig überlastet sind. Somit hieß es für tausende umplanen und nach alternativen Reisemöglichkeiten Ausschau halten.

Die beiden größten deutschen Fluggesellschaften Lufthansa und Air Berlin haben zunächst bis Samstagabend 20:00 Uhr nahezu alle Flüge in Europa gestrichen. Nach neuestem Stand (Sonntag 18. April, 14:15 Uhr) bleibt der Luftraum über Deutschland aber noch mindestens bis Sonntag 20:00 Uhr gesperrt.  Eine verlängerung der Sperre bis Montag ist durchaus im Bereich des Möglichen. Betroffene Passagiere werden gebeten, nicht zu den Flughäfen anzureisen und sich vor Reiseantritt mit ihrer jeweiligen Airline in Verbindung zu setzen. Ausgefallene Flüge bis einschließlich Sonntag können kostenlos umgebucht oder storniert werden. Aber das wird bestimmt noch ein besonderer Spaß, da angesichts der riesigen Anzahl betroffener Passagiere, alle Systeme der Flughäfen, Reiseveranstalter und Fluglinien hoffnungslos überlastet sind.

Informationen für verhinderte Reisende:

Flughäfen Tegel und Schönefeld: Hotline 0180/500 01 86 (Festnetzpreis 14 ct/Min; andere Preise aus Mobilfunknetzen möglich)
Informationen von AirBerlin
Lufthansa

Leidensgenosse Martin Schlereth

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