S-Bahn Chaos und kein Ende

Neues Jahr, altes Thema. „Nicht schon wieder!“ möchte man schreien, wenn man von neuerlichen Pannen der Berliner S-Bahn hört, liest oder gar selbst davon betroffen ist. War schon 2009 von Defekten und ausgefallenen Zügen geprägt, so schließt das Jahr 2010 nahtlos an diese Serie an.

Zum Jahresausklang erregte Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) mit einer Aussage im Tagesspiegel für Aufsehen, indem Sie kundtat, dass Berlins S-Bahnen frühesten in drei bis vier Jahren wieder ihren regulären Fahrbetrieb aufnehmen könnten. Doch so richtig schocken ließ sich dadurch wohl niemand mehr. Zu viele Mängel wurden im letzen Jahr an Gleisen und Zügen aufgedeckt. Zu lange warteten die Berliner an den Bahnsteigen – teils vergebens. Die Bahn dementierte allerdings umgehend und stellt eine Rückkehr zum Normalverkehr noch für dieses Jahr in Aussicht.

Missglückter Start ins neue Jahr

Wer dachte, es könne nur noch besser werden, wurde schon bald seiner Illusionen beraubt. Gerade mal eineinhalb Stunden war das neue Jahr alt, da wurden die Züge auf den Nord-Süd-Verbindungen S1, S2, S25, S8 sowie den Ringbahnen S41 und S42 durch einen Stromausfall in einem elektronischen Stellwerk lahmgelegt. Dieses Mal muss man die Bahn allerdings in Schutz nehmen. Ursache des Zwischenfalls war wohl keine Schlamperei des Betreibers, sondern vermutlich ein verirrter Böller. Die Kälte tut ihr Übriges. Aufgrund witterungsbedingter Wartungsarbeiten kommt es zu Einschränkungen auf zahlreichen Strecken.

In Anbetracht der scheinbar unendlichen Pannenserie vermag es kaum zu überraschen, dass die Stadt Berlin den Betreibervertrag mit der Deutschen Bahn überprüft. Derzeit zahlt die Stadt jährlich 235 Millionen Euro an die Deutsche Bahn für den Betrieb der S-Bahnen. Im Senat gewinnt ein Plan immer mehr Anhänger, für dieses Geld die S-Bahn selbst zu betreiben. Eine Kündigung des bis 2017 laufenden Kontrakts mit der Deutschen Bahn mache derzeit aber keinen Sinn. Laut Junge-Reyer müsste die S-Bahn aufgrund ihres gegenwärtigen Zustands sogar einen negativen Kaufpreis haben. Die Deutsche Bahn müsste also nicht nur die S-Bahn abgeben, sondern auch noch Geld obendrauf legen – ein Deal dem sie wohl kaum zustimmen dürfte.

Ab Montag neuer Notfahrplan

Forderungen Junge-Reyers aus dem Januar 2009 nach einem Störfallmanagement und Ausgleichszahlungen für Zugausfälle aufgrund winterlicher Bedingungen wirken aus heutiger Sicht geradezu naiv.  Doch alles Lammentieren hilft nichts. Man darf gespannt sein, welch neue Gruselgeschichten die S-Bahn für Berlins Pendler dieses Jahr in petto hat. Ab Montag, den 04.01.2010 tritt fürs erste ein neuer Notfahrplan in Kraft. Allerdings werden auch nach Erweiterung des Fahrplanangebots, unter anderem durch den Einsatz von 310 sogenannten Viertelzügen, nur 620 der 1300 Wagen einsatzfähig sein. Auf den Strecken nach Potsdam und Spandau werden zusätzlich Regionalzüge zur Verstärkung eingesetzt.

Martin Schlereth

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