Berlins Roter Flughafen

Wer Berlin auf dem Luftweg bereist, hat derzeit  noch die Wahl zwischen zwei Zielpunkten. Nach der Schließung des Stadtflughafens Tempelhof im Jahr 2008 verteilen sich die Fluggäste derzeit noch auf die Fluhäfen Tegel und Schönefeld. Ab 2011 werden schließlich alle über den Flughafen Schönefeld, oder Berlin Brandenburg International (BBI) wie der offizielle Planungsname lautete, einschweben.

© Abu badali / wikipedia.org

Der Ortsname Schönefeld und die dröge technokratische Bezeichnung BBI scheinen dann den Anforderungen an einen ordentlichen Airport von internationalem Rang und Namen nicht mehr zu genügen. Die Flughäfen anderer Metropolen tragen schließlich häufig die Namen von Berühmtheiten, und besonders von Staatsmännern: JFK in New York, Charles de Gaulle in Paris oder Leonardo da Vinci in Rom. Auch in Deutschland hat in den 1990er Jahren dieser Trend Einzug gehalten. Davon zeugen der Flughafen Köln/Bonn – Konrad Adenauer sowie der Flughafen München Franz Josef Strauß.

Marlene Dietrich vs. Willy Brandt
Bereits 2007 begann die Namenssuche. Besonders die großen politischen Parteien sahen ich dazu aufgefordert, mit ihren Vorschlägen aufzuwarten. Ginge es nach der CDU, sollte der neue Hauptstadtairport nach Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Albert Einstein oder Marlene Dietrich benannt werden. Auch der Titel Flughafen der Deutschen Einheit stand zu Debatte. Die FDP favorisierte den früheren Reichskanzler Gustav Stresemann als Namenspatron. Die Grünen wollten ihrer Natur entsprechend sogar den offiziellen Namen des Flughafens Tegel, Otto Liliental, recyceln. Das Rennen machte allerdings der Vorschlag der SPD.  So wird der neue Berlin-Brandenburgische Großflughafen nach dem ehemaligen Bundeskanzler und langjährigen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt benannt. Auch ein regionaler Bezug ist durchaus gegeben. Bevor er 1969 zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde, war Brandt von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister von Berlin. Zudem stand Brandt stets für die Aussöhnung von Ost und West. So hat Berlin bald neben dem Roten Rathaus auch noch einen Roten Flughafen.

Beim politischen Gegner hält sich die Begeisterung für den sozialdemokratischen „Flughafen Willy Brandt International“ hingegen in Grenzen.   Bereits Adenauer und Strauß hatten seinerzeit Probleme mit dem Namen Willy Brandt und proklamierten gerne und oft, dass Brandts Geburtsname eigentlich Herbert Frahm lautete. Sie versuchten ihn mit der Tatsache zu diffamieren, dass  er immer noch unter dem Decknamen Willy Brandt auftrat, welchen er sich im norwegischen Exil während der Zeit der NS-Diktatur zugelegt hatte.

Jedoch scheint inzwischen auch das konservative Lager seinen Frieden mit dem Namen Willy Brandt geschlossen zu haben. Zumindest kamen noch keine Vorschläge, den Flughafen doch lieber Herbert Frahm Airport zu benennen.

Martin Schlereth (mit Bildmaterial von wikipedia.org)

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