Liebesgrüße aus Kopenhagen

Berlins Autofahrer werden derzeit darauf aufmerksam gemacht, dass ab dem 01. Januar 2010 innerhalb der Umweltzone nur noch Autos fahren dürfen, welche über eine grüne Umweltplakette verfügen. Bisher dürfen im Gebiet innerhalb des S-Bahn-Rings auch noch Fahrzeuge mit gelber und roter Plakette fahren. Ziel dieser Regelung ist die dauerhafte Reduzierung der Belastung der Berliner Luft durch Feinstaub und Stickstoffdioxid.

Sex statt Sticker

Da Umweltverschmutzung jedoch keine Stadtgrenzen kennt und sich auch nicht an Umweltzonen orientiert, müssen globale Konzepte her. Seit dem gestrigen Montag schaut die ganze Welt gebannt auf die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Dort findet bis zum 18. Dezember die UN-Klimakonferenz statt, auf der Vertreter aus 192 Ländern Möglichkeiten und Wege erörtern die Erderwärmung und deren Folgen einzudämmen bzw. ihnen entgegenzusteuern. Während Obama & Co. bei Sitzungen, Diskussionen und Verhandlungen versuchen, das Weltklima zu retten, gibt es in Kopenhagen auch noch ganz andere Probleme. So hat die Stadtverwaltung den Zorn des dort ansässigen horizontalen Gewerbes auf sich gezogen. Unter der Federführung von Oberbürgermeisterin Ritt Bjerregaard ließ die Stadt allen Hotels Postkarten mit der Aufforderung „Nachhaltig sein: Keinen Sex kaufen!“ zukommen. An die Hotelbetreiber wurde appelliert, für die Konferenzteilnehmer keinen Kontakt mit Prostituierten zu arrangieren. Dies hat wiederum eine Gegenreaktion der Gewerkschaft der Sexarbeiter (SIO) hervorgerufen. Gegen Vorlage des Delegiertenausweises und besagter Postkarte sollen nun Kopenhagens Prostituierte den Gipfelteilnehmern ihre Dienste gratis anbieten.

Werbung mit Naturschutzfaktor

© Gender Across Borders

Während man in Berlin versucht mit Hilfe von bunten Abziehbildchen dem Klimawandel zu Leibe zu rücken, geht man in Dänemark mit ganzem Körpereinsatz zur Sache. Ob mit dieser Aktion auch ein nachhaltiger ökologischer Nutzen einhergeht, bleibt indes abzuwarten. Zumindest lässt sich mit dem Appell an das ökologische Gewissen gut werben. Die beweist bereits seit Jahren eine deutsche Brauerei, die ihre Kunden zum Kauf ihres Produkts mit dem einhergehenden Schutz des Regenwaldes animiert. In Kopenhagen heißt es nun halt nicht Freibier gegen Feinstaub, sondern heiße Körper statt heißes Klima. Allerdings werden lediglich 60 Prostituierte von der SIO vertreten. Die meisten derjenigen, der mehr als 15.000 Gipfelteilnehmer, die sich ein solches Gratisvergnügen gönnen möchten, werden wohl mit Ihrem Anliegen auf Ablehnung stoßen.

Martin Schlereth

3 comments

  1. Pingback: Im Schneckentempo zur sauberen Stadt – mit Tempo 30 gegen Feinstaub | Hauptstadtstudio

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert